Begegnung im Schnee
An diesem Morgen war mal wieder eine Sitzung. Doch diesmal würde sie anders sein, da war sich Saskia sicher.
An diesem Morgen würde ihre Beförderung zur Abteilungsleiterin durch den Vorstand bekannt gegeben werden. Sie hatte schon die letzte Nacht nicht gut schlafen können und war auf die Reaktionen ihrer Kollegen gespannt. Viele würden sicher vor Neid platzen.
Endlich was es dann soweit und die ganze Abteilung füllte den Sitzungssaal. Der Vorstandsvorsitzende betrat den Raum und verkündete, dass die Abteilung am nächsten Montag den Abteilungsleiter als neues Mitglied der Firma begrüßen könne. Saskia stutzte und als sie begriff, kam die Wut in ihr hoch. Als der Vorsitzende einen gewissen Torsten Geiger als neuen Abteilungsleiter bekannt gab, war Saskia wie vom Donner gerührt. Die Kollegen tuschelten eine Weile, dann kehrte wieder Ruhe ein und man ging zu den Tagespunkten über. Saskia konnte jedoch keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Als die Sitzung dann nach einer Ewigkeit endlich zu Ende war, machte sich die junge Frau auf den Weg zu Mike, der ihr ihre Beförderung 100%ig zugesichert hatte.
Sie stieß die Tür seines Büros auf und stellte ihn zur Rede. Er wand sich wie ein schleimiger Aal und redete sich schließlich damit heraus, dass sie keine Führungsqualitäten hätte und sich als Frau nicht recht bei den männlichen Kollegen durchsetzen könne. Nach einer hitzigen Diskussion verließ Saskia wutentbrannt Mikes Büro und nahm sich den Rest der Woche frei. Zuhause ließ sie sich von einer Tafel Schokolade trösten, bevor sie beschloss, diesem Geiger den Platz als Abteilungsleiter nicht kampflos zu überlassen. Er würde schon bald kündigen, dafür würde sie sorgen.
Sie machte sich auf den Weg zu der Blockhütte ihrer Eltern in den Bergen, in der sie schon für so manche Aufgabe Kraft getankt hatte. Nach eiligem Kofferpacken und einigen Stunden Autofahrt hatte Saskia das Dorf erreicht, in dessen Nähe sich ihre Blockhütte befand. Ein bisschen Skifahren würde ihr sicher gut tun und sie Stress abbauen lassen.
Eine heiße Schokolade und gute dreißig Minuten später, hatte sie ihre Ski an und wollte gerade losfahren, als sie von hinten gerammt und in den Schnee gestoßen wurde. Verärgert wollte sie gerade losschimpfen, als ihr ein sympathischer junger Mann lächelnd seine Hand reichte und sich ausgiebig für dieses Missgeschick entschuldigte.
Saskia schluckte und griff nach seiner Hand, wollte sich von ihm hoch helfen lassen. Kaum dass sie stand, durchfuhr ein brennender Schmerz ihren Knöchel und er fing ihren weiteren Sturz ab. “Könnte es sein, dass Ihr Knöchel bei dem Zusammenstoß was abbekommen hat? Es tut mir furchtbar leid. Kann ich Sie irgendwo hinbringen?” Saskia nickte und deutete auf ihre Blockhütte, die in nicht allzu großer Entfernung neben einer Baumgruppe stand. “Dort ist meine Hütte. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich dort hin begleiten könnten.” Der junge Mann lächelte sie an, stützte Saskia und machte sich mit ihr auf den Weg durch den Schnee. “Sie haben mir noch gar nicht Ihren Namen verraten”, griff er das Gespräch wieder auf. “Ich bin übrigens André.” Saskia lächelte ihn an und stellte sich ebenfalls vor. “Unsere Kinder werden uns auslachen, wenn wir ihnen später erzählen, wie wir uns kennen lernen,meinst du nicht auch?” Saskia schaute ihn entsetzt an. Kinder? Hatte der sie nicht mehr alle? Sie kannte ihn gerade zehn Minuten, zugegeben, er war ihr durchaus sympathisch, aber er musste doch nicht gleich übertreiben. Als André Saskias geschocktes Gesicht sah, lachte er und beteuerte, dass es ein Scherz gewesen sei. “Ach, wie lustig”, dachte sich die junge Frau.
Vor ihrer Tür, druckste André dann nervös herum. “Niedlich”, dachte Saskia nun, “er verhält sich wie ein kleiner Junge.” Zaghaft näherte er sich ihr dann und küsste sie zärtlich. Ohne dass es weiterer Worte bedurft hätte, zog Saskia ihn in die Hütte. Nach ihrer Trennung von Hannes, diesem Idioten und der Enttäuschung im Job kam ihr eine erotische Nacht gerade recht. Am nächsten Morgen würde sie einfach verschwinden und ihn zurücklassen. Sie wollte nicht schon wieder eine Beziehung, vor allem nicht mit jemand, der über Kinder sprach. Zur Zeit jedenfalls noch nicht.
Nachdem André das Feuer im Kamin entzündet hatte, machten die beiden es sich auf dem Fell vor den wärmenden Flammen mit einem Glas Rotwein gemütlich. Schnell schlug die Stimmung von prickelnd in heiß um und als die Flasche geleert war, gab es für die beiden kein Halten mehr. André drückte die junge Frau sanft auf das Fell und begann sie zu küssen. Er wanderte an ihrem Hals entlang und knöpfte dabei langsam die Bluse auf. Seine Zunge glitt über ihr Dekollete und umkreiste liebevoll ihre Brustwarzen. Ein Prickeln schoss durch Saskias Köper. Er zog seinen Pullover aus und flüsterte ihr ins Ohr, dass sie wunderschön sei.
Ein Lächeln. Saskia knöpfte seine Hose auf, während er ihre öffnete. Schnell fiel die Unterwäsche und Andrés Küsse wanderten immer tiefer. Saskia stieß ein lustvolles Stöhnen aus und zog ihn zwischen ihre Beine. Er drang in sie ein.
Die Beiden schliefen lange miteinander, bevor sich André erschöpft zur Seite rollte und nach kurzer Zeit eingeschlafen war. Saskia deckte ihn zu und kuschelte sich dann an seinen heißen Körper. Es war sehr schön mit ihm gewesen. Solch zärtlichen Sex hatte schon lange nicht mehr. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie dann glücklich ein.
Am nächsten Morgen wachte sie vor ihm auf. Sie warf ihm noch einen zärtlichen Blick zu und verschwand im Bad. Sie hatte noch nie besonders lange gebraucht und trat nach einer halben Stunde fix und fertig durch die Haustür hinaus in die Kälte.
Er war zum Glück nicht aufgewacht. Es war besser so. Sie konnte nicht sagen, ob sie sonst einfach so von ihm losgekommen wäre. Es sollte bei einem One-Night-Stand bleiben. Sie hatte ihm einen Zettel hinterlassen, mit der Bitte, die Haustür einfach nur hinter sich zuzuziehen. Ihre Nummer oder ihre richtige Adresse fehlte darauf. Es war einfach besser, ihn nicht wieder zu sehen.
Auf der Heimfahrt kamen ihr dann aber doch Zweifel. Vielleicht wäre er ja der Richtige gewesen. Vielleicht hätte er es ernst gemeint. Wer konnte das jetzt schon noch sagen. Ihre Stimmung fiel wieder in den Keller und wurde am nächsten Morgen nur noch mieser, als sie sich ins Büro schleppte. Als ob es nicht schon gereicht hätte, dass sie André schrecklich vermisste, würde sie sich heute auch noch mit diesem neuen Abteilungsleiter herumschlagen müssen. Die Woche fing ja wieder super an. Die Sitzung ließ sie über sich ergehen und erwartete, dass der Neue vorgestellt wurde. Als dieser durch die Tür tritt ist sie wieder wie vom Donner gerührt. Das durfte doch nicht wahr sein. Saskia wusste nicht, ob sie sich unterm Tisch verkriechen oder sich freuen sollte. Torsten André Geiger war ins Zimmer getreten und hatte die junge Frau sofort entdeckt, deren Kopf nun langsam puterrot wurde. Er grinste nur.
Nach der Sitzung bat er sie offiziell zu sich. Schüchtern schlich sie hinter ihm her und als sie die Tür schloss, kam er ihr wieder näher und küsste sie zärtlich.
“Du dachtest wohl, dass du mir so einfach entkommen kannst? Sag mir, dass du mich auch liebst. Ich werde dich nämlich nie wieder loslassen, damit du mir nicht noch mal davon laufen kannst. Du siehst ja, dass das Schicksal uns wieder zusammengeführt hat.” Sie lächelte glücklich und küsste ihn. Er konnte sich ja nicht vorstellen, wie sehr sie ihn liebte. Sie hatte es sich nur nicht eingestehen wollen. “Ja, halt mich fest. Ich werde zwar nicht mehr weglaufen, aber tu es trotzdem.” Sie schüttelte den Kopf und blickte beschämt zu Boden. “Die ganze Sache ist mir nun doch etwas peinlich. Ich habe mich verhalten wie ein kleines Kind. Wenn du wach gewesen wärst, wäre ich auch nicht von dir losgekommen.” Er hob ihren Kopf und schaute ihr in die Augen, bevor er sie erneut küsste. Seine Küsse wurden immer verlangender und kurz darauf schliefen sie wieder miteinander, als sich die Tür öffnete und Mike hereinkam. Geschockt brachte dieser kein Wort heraus, machte kehrt und schlug die Tür hinter sich zu.
André sah die verdatterte Saskia an und sagte nur trocken: “Das wäre jetzt etwas, was uns peinlich sein müsste.”